Nachhaltige Wohnräume: Alles rund um den Bambus-Trend

Nachhaltig eingerichtete Wohnräume, die ganz nach dem Prinzip „Green Living“ gestaltet werden, stehen immer höher im Kurs. Ein Naturwerkstoff prescht dabei besonders forsch voran: Bambus. Aus den asiatischen Halmen werden bereits Fahrräder, Bügeleisen und andere alltäglichen Dinge gefertigt. Was hat es mit Bambus auf sich? Warum greifen Innenarchitekten und Produktdesigner immer mehr auf ihn zurück? Wir stellen Ihnen das Riesengras in unserer Reihe „Nachhaltige Wohnräume“ vor.    

Bambus, das schnellwachsende Riesengras

Bis zu 40 Meter schießen Bambuswälder in die Höhe. Dabei handelt es sich nicht um „echte“ Holzbäume, sondern um ein Riesengras. Bambus (Bambusoideae) unterteilt sich in bis zu 1.500 verschiedene Arten, wobei die zu den Arundinarieae und Bambuseae zählenden Bambusarten für die Möbelherstellung und Inneneinrichtung am bedeutendsten sind. Pro Tag kann Bambus bis zu 50 cm wachsen, oder um es salopp zu formulieren, wuchern. Im Gegensatz zu „normalen“ Holzbäumen wie Eiche oder Buche speichert Bambus besonders viel CO2. Wenn ein Bambusrohr gefällt wird, wachsen gleich mehrere Pflanzen aus den unterirdischen Rhizomen (Wurzelstöcken) nach.

Bambus Bäume
Rohstoff Bambus

Ökologisch, nachhaltig, widerstandsfähig

Es scheint schon ein wenig absurd, über wie viele positive Eigenschaften Bambus verfügt. Nach nur fünf Jahren ist jeder Bambushalm erntereif – spätestens! Das wuchernde Grasgewächs kann aber auch bereits deutlich früher abgeholzt werden. Im Vergleich: ein Nadelbaum wird erst nach 80 Jahren gefällt, eine Eiche nach 110 Jahren. Hinzu kommt, dass Bambus äußerst genügsam ist. Es benötigt keinen übermäßigen Gebrauch an Düngemitteln und Pestiziden oder künstliche Bewässerung, um das Wachstum zu beschleunigen. Daher sind die Auswirkungen auf die Umwelt minimal.

Harte Schale, weicher Kern

Das ist natürlich etwas übertrieben. Doch Bambus wird vor allem für seine hohe Strapazierfähigkeit bei gleichzeitiger Elastizität geschätzt. Bambusrohre weisen eine dichte Zellstruktur auf. Die Oberfläche ist überaus hart und robust. Dennoch sind die Halme biegsam und formbar. Es verwundert also nicht, dass es in den unterschiedlichsten Bereichen eingesetzt wird: als Bodenbelag, zum Hausbau, für Gerüste, Geschirr, Möbel und Lattenroste.

Bambus Produkte

Im Gegensatz zu anderen Holzarten lässt es sich spielend einfach bearbeiten. Die Halme sind frei von Harzen, ätherischen Ölen und Gerbsäure. Somit sind sowohl die Rohre als auch die Fasern und Bambusblätter als industrielle Werkstoffe attraktiv.

Noch ein Pluspunkt: Bambus ist ein Naturprodukt. Maserungen, Wuchs und Farbe sind Halm für Halm einzigartig. Das spiegelt sich beim Produktdesign wider. Egal ob Sitzbänke, Bettgestelle, Bambusbesteck, Gartenmöbel oder Sichtschutz – jedes Stück ist im Detail ein echtes Unikat.

Sitzbank und Blumentöpfe Bambus

Wie nachhaltig ist Bambus wirklich?

Wie bei so vielen Materialien und Werkstoffen, die als nachhaltig und ökologisch gelten, gilt es auch hier näher hinzuschauen. Bambus bindet enorm viel CO2 im Vergleich zu unseren heimischen Baumarten. Dieses wird wiederum massiv emittiert, wenn es aus den Herkunftsländern zu uns nach Europa und Deutschland exportiert wird. Die größten Bambusplantagen befinden sich in China, zunehmend in Äthiopien aber auch in Lateinamerika und Australien.

Beispiel China: Die allermeisten Bambusplantagen befinden sich im Bergland, wo ein großflächiger industrieller Anbau kaum möglich ist. Die Bambusrohre werden von Kleinbauern in Handarbeit geerntet und aufwändig für die weitere Verarbeitung und den Export abgeholt. Dabei entsprechen die Vergütung der Bauern und die sozialen Standards nicht unseren europäischen Normen. Ein fairer Handel ist für handelsüblichen, nicht-zertifizierten Bambus selten möglich.

Apropos Zertifizierung: Da der Handel mit Bambus in Deutschland und Europa noch in den Kinderschuhen steckt, gibt es kaum zertifizierte Ware. Das FSC®-Siegel (Forest Stewardship Council) oder das Siegel der GEPA sind kaum auf Bambusprodukten zu finden. Vergewissern Sie sich also, sofern es möglich ist, woher der Bambus des Produkts stammt und keine Primärwälder für die Plantagen gerodet werden.

Was ist nun besser: Bambus oder Holz?

Eine Frage, die sich (noch) nicht beantworten lässt. Die positiven Materialeigenschaften sowie der ökologische Anbau sehen klar den Bambus vorn. Ganz speziell gilt das im Vergleich zu Tropenholz wie Mahagoni oder Teak. Für deren Anbau werden wertvolle Regenwälder gerodet. Heimische Holzarten wie Eiche oder Buche benötigen viele Jahrzehnte, um zu wachsen. Sie binden daher wesentlich weniger CO2 als Bambus.

Die ansteigende Verwendung von Bambus als Holzwerkstoff kann den Einsatz von Tropenholz reduzieren. Es kann problemlos heimische Holzarten ersetzen, da es robust, widerstandsfähig und vielseitig einsetzbar ist. Dem gegenüber stehen lange Transportwege und die unsicheren sozialen Standards für die Bauern beim Bambusanbau und der Ernte.

Die Entscheidung für oder gegen Bambus hängt letztendlich von der Verfügbarkeit und dem eigenen Geschmack ab.

Bett aus Bambus
Sitz zum Hängen aus Bambus

Trend-Hotspot China

China ist nicht nur Exportland Nummer Eins für den Rohstoff, sondern auch Trendsetter. Die Menschen holen verstärkt die Natur in ihre eigenen Wohnräume, um einen Rückzugsort aus den sonst so hypermodernen, lauten und verschmutzten Metropolen zu genießen. Ganz nach dem Konfuzianismus, der den Einklang von Mensch und Natur voranstellt, gestalten die Menschen Möbel, Fußböden und Trennwände mit dem natürlichen Werkstoff.

Bambusmöbel, Accessoires und Deko finden mehr und mehr den Weg aus der Nische. Die einstige exotische Note und den Asia-Touch verschwindet. Stattdessen übernimmt Bambus eine zentrale Rolle. Theoretisch ist es möglich, die gesamte Wohnraumgestaltung mit Bambusmöbeln und Utensilien zu planen. Inspiration finden wir dabei vor allem bei Feng Shui, dem Boho-Chic und Green Living. Bambus als nachhaltiger und ökologischer Naturwerkstoff passt perfekt zu diesen Konzepten.     

Wohnraum Bambus

Vom Exot zum Allrounder

War ein Bambusbett vor einigen Jahren noch gewagt und exotisch, liegt es heute absolut im Trend! Zu finden ist es in wirklich jedem Zimmer: Schneidebretter, Küchenutensilien oder Topfgriffe aus Bambus sind langlebig und ideal zur Zubereitung von Lebensmitteln geeignet. Im Bad spielt Bambus mit seiner naturnahen und beruhigenden Optik. Eine kleine heimische Wellnessoase lässt sich mit passenden Badezimmerschränken aus Holz und Regalen aus Bambus einfach umsetzen.

Bambus mit Melaminharz? Diese Frage sollten Sie vor der Anschaffung von Bambusmöbeln und anderen Produkten klären. Viele mit „Bambus“ ausgezeichneten Produkte sind eine Mix aus Bambusfasern und Kunststoff. Melaminharz ist ein Klebestoff der äußerst robust ist, für Widerstandsfähigkeit sorgt und pflegeleicht ist. Es bedeutet aber auch, dass es sich nicht mehr um ein reines ökologisches und biologisch abbaubares Naturprodukt handelt.

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Ihr schrankwerk Team