Heike Karen Gürtler: Schrank am Strand – eine besondere Geschichte

Ihr Sommerurlaub steht fast vor der Tür? Dann haben wir ein Buch, das Sie möglicherweise an den nächsten Strand begleiten könnte: Von der Autorin Heike Gürtler kommt der Roman „Schrank am Strand“, bei dem ein am Strand liegender Schrank, eine Flaschenpost und eine Protagonistin, die Abstand vom Alltag sucht, im Mittelpunkt stehen.

Neben der Buchvorstellung hat uns die Autorin Rede und Antwort gestanden.

Darum geht es in „Schrank am Strand“ von Heike Gürtler

Auf einer kleinen Nordseeinsel sucht Lena Abstand zu ihrem Leben und den würgenden Panikattacken, mit denen sie tagtäglich zu kämpfen hat. Doch was sie dort findet, geht weit über die Hilfe hinaus, die sie sich von der abgeschiedenen Insel erhofft hatte. Ein geheimnisvoller, unnatürlich blasser Junge, dessen unschuldiger Rat Saiten in ihr zum Klingen bringt, die lange stumm waren. Eine rätselhafte Flaschenpost und ein am Strand liegender Schrank, in den Lena eintaucht wie in eine andere Welt. Wird sie zu sich selbst finden oder sich in den Rätseln der Insel verlieren?
Infos zum Buch.


Schrank am Strand – ein Roman, der uns innehalten lässt

Wer von uns kennt das nicht – Momente im Leben, wo einfach alles zu viel wird und wir am liebsten so viel Abstand wie möglich zwischen uns und den Alltag bringen wollen. So geht es auch Lena im Roman „Schrank am Strand“. Geplagt von häufigen Panikattacken, die sie an jedem beliebigen Ort heimsuchen, findet sie auf einer Nordseeinsel Abstand von allem – drei Wochen lang möchte sie hier alleine verbringen. Doch das funktioniert nicht. Denn ein kleiner Junge, dem die Protagonistin begegnet, stellt ihr Fragen, die zum Nachdenken, ja zum Umdenken bewegen. Und der kleine Junge ist fast so etwas wie die innere Stimme in uns, die im Unterbewusstsein helfen möchte, dass man wieder auf den rechten Weg kommt.

Eine Besonderheit bei Heike Gürtler ist ihre bildliche Sprache, die sie in einer Vielzahl an Wortschöpfungen wie Trommelnässesymphonie … Daseinsauflösung … Entzückungsblitz ausdrückt und die dem Roman einen besonderen Akzent geben. Dadurch entstehen Bilder im Kopf und die Protagonistin kommt uns mit ihren Gedanken nochmal näher. Und dann ist da natürlich der Schrank, der plötzlich wie zufällig am Strand liegt und für die Protagonistin der perfekte Rückzugsort wird.

Über die Autorin

Heike Karen Gürtler, Jahrgang 1970, lebt in München. Ihr beruflicher Weg ist alles andere als eintönig und verschaffte ihr zahlreiche Erfahrungen, aus denen sie heute schöpfen kann. Sie arbeitet im Einzelhandel, leitete eine Videothek, ist Taxi gefahren, arbeitete lange Zeit als Fitnesstrainerin und erlernte den Beruf der Mediengestalterin. Schon als Kind dachte sie sich Geschichten aus und las mit großer Leidenschaft. Heike Gürtler begann, Gedichte und kleinere Geschichten zu schreiben, bis sie vor einigen Jahren ihr erstes Buch schreibt. Die Geschichte „Schrank am Strand“ entsteht während eines langen, einsamen Spaziergangs am Strand von Spiekeroog. Heike Gürtler wurde 2017 mit dem Monheimer Literaturpreis „Wi(e)derworte“ ausgezeichnet – in dem Fall für ihr Jugendbuch „Mut ist der Anfang vom Glück“.

„Jeder braucht einen Ort, der Kraft und Ruhe spendet!“
– ein Interview mit Heike Karen Gürtler

Schrankwerk: Frau Gürtler, wir stellen in unserem Blog derzeit Ihren Roman „Schrank am Strand“ vor – eine Geschichte rund um eine junge Frau, die unter Panikattacken leidet, auf einer Nordseeinsel Abstand sucht und dabei beim Strandspaziergang unter anderem einen Schrank findet, in den sie sich zurückzieht. Wie kam es zu dieser besonderen Romanidee?

Heike Karen Gürtler:  Während eines langen Spaziergangs auf der Insel Spiekeroog kam mir diese Idee, als ich in der Ferne einen Gegenstand sah, der aussah wie ein Schrank. Als ich zwei Stunden später wieder in der Ferienwohnung zurück war, war die Geschichte in meinem Kopf fertig.

Schrankwerk: Einen Schrank an einem Strand zu finden, ist ja erst einmal etwas sehr Ungewöhnliches? Da sind die Übergänge zwischen Realität und Fantasie fließend?

Heike Karen Gürtler: Ich mag Geschichten, die Platz lassen für Fantasie, Situationen, die man von mehreren Seiten interpretieren kann. Und an einem einsamen Strand kann man schon mal ganz andere Gedankengänge haben …

Schrankwerk: Der Schrank wirkt für die Protagonistin, die an einer Angststörung leidet, wie eine Art Rückzugsort – ist das etwas, das jeder von uns braucht und wo haben wir die Möglichkeit, einen solchen zu finden? Und vor allem – geht das überhaupt in unserem hektischen Alltag?

Heike Karen Gürtler: Ich denke, heute ist es wichtiger denn je, dass jeder so einen Ort für sich hat. Ob dies das Yogastudio ist, die Badewanne, oder ein Park – man braucht einfach einen Ort, der einem Kraft und Ruhe spendet. Und keine Zeit zu haben, ist eine Ausrede, die eigentlich nie gilt. Jeder kann in seinem Tagesablauf wenigstens eine halbe Stunde Zeit finden, um sich etwas Gutes zu tun. Ich finde es schade, dass dieser Punkt für viele so weit unten auf der Prioritätenliste steht.

Schrankwerk: Was ist Ihr persönlicher Rückzugsort?

Heike Karen Gürtler: Entweder auf die Couch mit meinen Katzen oder zu unserem Pferd an den Stall! Außerdem gibt es in München den wunderschönen Nymphenburger Schlosspark, in dem man immer eine ruhige Ecke finden kann.

Schrankwerk: Nun greifen Sie mit dem Thema „Angst“ ein Thema auf, das einen sehr aktuellen Bezug hat. Scheinbar haben immer mehr Menschen – und zwar vor allem auch junge Menschen – mit Ängsten zu kämpfen. Wollen Sie mit dem Roman Mut machen, dass es Auswege gibt?

Heike Karen Gürtler:  Ja, unbedingt! Ich habe selbst mit dem Thema Panikattacken zu kämpfen gehabt und weiß sehr gut, wie schwer es ist daran zu glauben, dass es einen Ausweg, bzw. „Heilung“ gibt. Es ist so wichtig, offen darüber zu sprechen, sich Hilfe zu suchen und nicht zu verstecken.

Schrankwerk: Eine Besonderheit des Romans sind Ihre Wortschöpfungen – zum Beispiel Weltentauschmoment, Emotionsexplosion, Riesenfluchtsucht, die sehr bildlich sind. Wie finden Sie solche Wortschöpfungen?

Heike Karen Gürtler:  Auch das passiert meist in einsamen Momenten beim Spazierengehen, oft auch vor dem Einschlafen, da muss ich mich dann sehr bemühen, sie mir bis zum nächsten Morgen zu merken …

Schrankwerk: Ihr Lebenslauf liest sich besonders abwechslungsreich: Sie haben im Einzelhandel gearbeitet, waren Leiterin einer Videothek, fuhren Taxi, waren als Fitnesstrainerin tätig und machten eine Ausbildung zur Mediengestalterin. Wie sind Sie dann eigentlich zum Schreiben gekommen?

Heike Karen Gürtler: Schreiben war schon immer mein größter Traum, ich liebe Bücher und seit ich lesen kann, wollte ich auch selbst schreiben. Ich bin sehr glücklich, dass es nun schon drei Bücher geworden sind und hoffe, es werden noch viel mehr!

Schrankwerk: Verraten Sie unseren Lesern, wie Sie einen solchen Roman schreiben?

Heike Karen Gürtler:  Ich setze mich konsequent jeden Tag für einen bestimmten Zeitraum an den Schreibtisch. Manchmal gelingen mir mehrere Seiten, manchmal nur ein paar Zeilen. Aber die Kontinuität ist bei mir ganz wichtig. Wenn ich merke, heute gelingen mir keine wirklich kreativen Sätze, konzentriere ich mich eben auf das Fortführen der Handlung und beim nächsten Mal schreibe ich es eben in „schön“ um. Manchmal feile ich in der ganzen Zeit nur an einem einzigen Absatz und es gibt Tage, da schaffe ich einige Seiten. Zuzusehen, wie es wächst, macht richtig viel Spaß und oft ändert sich die Handlung ganz von allein. Es ist ein sehr lebendiger Prozess.

Schrankwerk: Eine letzte Frage, die wir unseren Autoren und Autorinnen stellen: Welches sind Ihre persönlichen drei Lieblingsromane, die Sie Anderen empfehlen würden?
Das ist ganz einfach:

  • Kafka am Strand von Haruki Murakami (ich liebe alle seine Bücher sehr)
  • Das Schneemädchen von Eowyn Levy (sensationell geschrieben, Bilder die man nie mehr vergisst)
  • Oben ist es still von Gerbrand Bakker (ein ganz besonderes und stilles Buch)

Frau Gürtler, wir danken Ihnen sehr für das Gespräch.

Noch mehr Strand…

Sollten Sie jetzt inspiriert sein zu den Themen „Schrank“ und „Strand„, haben wir dazu in unserem Blogbeitrag „Einrichten im maritimen Stil: Strand und Meer für Ihr Zuhause„….