Wabi-Sabi – die Schönheit des Einfachen

Organische Formen, natürliche Patina und eine Schönheit, die sich erst auf den zweiten Blick offenbart: Das ästhetische Konzept Wabi-Sabi konzentriert sich auf simple Wohngestaltungen, die besonders authentisch sind. Wir beschreiben, wie Wabi-Sabi funktioniert.

Sind Sie schon einmal dem Begriff Wabi-Sabi begegnet? Vermutlich ja, denn Wabi-Sabi wird heute oft in einem Zug mit Einrichtungsstilen wie Purismus oder Minimalismus genannt. Tatsächlich geht es aber bei Wabi-Sabi um mehr als das. Es ist Wohnraumgestaltung und innere Einstellung zugleich.

Wabi-Sabi: Zurück ins 16. Jahrhundert

Tatsächlich ist der Begriff Wabi-Sabi bereits mehr als vier Jahrhunderte alt. Er stammt aus Japan, wo ihn ein der japanischen Tee-Meister und Zen-Mönch Sen no Rikyū einführte. Auch wenn ‚Wabi‘ für „elend, einsam und verloren“ steht und ‚Sabi‘ „alt sein, Patina haben“ bedeutet: Direkt übersetzen lässt sich der Begriff eigentlich nicht. Denn er ist vielmehr eine Wortneuschöpfung.

Um was geht es? Im Wabi-Sabi schätzt man die Schönheit der einfachen Dinge – selbst, wenn sie bereits in die Jahre gekommen sind. Häufig stammen Gegenstände direkt aus der Natur. Ein knorriger Ast, ein mit Moos bewachsener Stein, ein Holzdielenboden mit Kante und herausgebrochenen Ecken: Wabi-Sabi lehrt uns, sich mit dem Einfachen zu begnügen und zu mäßigen. Der Besitz des Einfachen macht uns reicher, als neue Produktinnovationen oder die Digitalisierung es jemals könnten können.

Schönheit kann so einfach sein

Moderne Raumwelten, smarte Haustechnik, immer neue Baustoffe: Der Blick auf die Gegenwart zeigt, dass unsere Häuser und Wohnungen tatsächlich immer perfekter werden. Wabi-Sabi dagegen schärft den Blick für das Gegenteil. Denn Perfektionismus ist etwas, das wir zwar zu erreichen versuchen, aber in Wirklichkeit niemals erreichen können. Und das ist gut so! Immerhin wohnen wir nicht in einem Katalog, sondern unsere Häuser und Wohnungen sind unser Lebensmittelpunkt – und der sollte tatsächlich gelebt werden. Macken, Schrammen und jede Menge Patina inklusive. Nicht ohne Grund finden wir auf Instagram oder Pinterest immer mehr Wohnideen, die auf mehr Einfachheit und weniger Luxus setzen.

Könnten Sie diese Idee unterschreiben? Dann sind Sie bereit für Wohnwelten im Wabi-Sabi-Stil.

Wohnwelten Wabi-Sabi

Das Schöne am Wabi-Sabi: Eigentlich haben Sie das, was Sie benötigen, um Ihren Wohnraum nach Wabi-Sabi zu gestalten, schon in Ihrer Wohnung. Möbel und Haushaltsgegenstände, die für Sie eine besondere Bedeutung haben, werden nun in den Mittelpunkt gerückt. Dahinter darf verschwinden, was ohne Bedeutung ist. Gründlich entrümpeln heißt es deswegen in einem ersten Schritt beim Wohnprojekt Wabi-Sabi.

Der Küchentisch zeigt die Schrammen vieler Familienjahre mit kleinen Kindern? Der getöpferte Krug der Hochzeitsreise hat schon ein paar Macken? Und Omas orangefarbener Cord Sessel ist technisch noch ok, ist aber an den Armlehnen etwas abgerockt? Alle Gegenstände haben eines gemeinsam: Erinnerungen mit unschätzbarem Wert. Halten Sie sie deswegen in Ehren und renovieren Sie lieber Tisch und Sessel behutsam, bevor sie auf dem Müll landen. Und den getöpferten Krug sehen Sie gerade wegen seiner Macken als Unikat.

Must-haves für den Wabi-Sabi-Stil

Selbstverständlich gehören wie zu jedem anderen Einrichtungsstil noch weitere Ideen, die sich vor allem in drei Ideen sortieren lassen.

  • Organische Form: Wie in der Natur selbst sollten auch die Formen Ihrer Einrichtungsgegenstände keinem genormten Muster formen. Immerhin ist auch kein Baum oder kein Stein genormt. Verzichten Sie auch auf eine zu symmetrische Gestaltung im Wohnraum. Sie wirkt künstlich. Stattdessen lieber die Kissen lose auf dem Sofa drapieren.
  • Natürliche Materialien: Natürlichkeit sollte ein großer Teil Ihrer Einrichtung sein. Egal, ob Baumwolle, Holz, Leder oder Glas: Versuchen Sie sich an einer Einrichtung, die Mustern der Natur folgt und am besten ohne Schadstoffe auskommt. Sie meinen, das geht nicht? Dann schauen Sie doch einmal bei der deutschen Designerin Hanne Willmann vorbei: Ihre mundgeblasenen Lampen heißen nicht ohne Grund „Flakes“. Zeitgenössisch sind sie allemal. Auch die New Yorker Designer Danielle Trofe setzt auf Natürlichkeit – und erschafft Inneneinrichtung aus Pilzmy­zelien. Und statt Blumenstrauß dürfen in der Vase auch Fundstücke aus dem Wald strahlen.
  • Erdige Farben sind im Wabi-Sabi ebenfalls ein Must-have. Sie können sich satt, verwittert oder verwaschen zeigen, gerne in dunklem Grün, Creme, Beige oder Braun. Auch ein zartes Grau oder ein Naturweiß gehören zu den beliebten Farben.

Modernes Wohnen und Wabi-Sabi: Geht das eigentlich?

Bei aller Liebe zu gefragten Wohntrends: Selbstverständlich bitten wir Sie nicht, Ihr Mobiliar nun aus dem Fenster zu werfen, nur weil es industriell gefertigt und sehr gradlinig ist. Wabi-Sabi lässt sich auch im Kleinen umsetzen. Und so können organische Formen und moderne Möbel interessante Effekte eingehen. Unser Tipp: Am besten nehmen Sie sich eine kleine Ecke im Wohnraum vor und gestalten Sie im Wabi-Sabi-Stil. Ein Bündel Trockenblumen auf einer modernen Kommode; einen dicken Baumstamm zum Beistelltisch für modernes Geschirr umfunktioniert; oder alte Glaskrüge vom Flohmarkt auf dem Küchenregal. All das ist möglich.

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Unser Fazit

Ob Hygge, Marie Kondo oder Wabi-Sabi: Immer mehr Raumkonzepte sorgen für Einfachheit beim Wohnen. Der Trend? Ungebrochen. Sie wünschen sich ebenfalls etwas weniger Perfektionismus? Dann starten Sie noch heute mit Wabi-Sabi!

Ihr schrankwerk-Team