Nachhaltig bauen – aber wie?

Wirklich alles öko? Wer nachhaltig bauen möchte, steht zunächst vor einem schier undurchdringlichen Dschungel an Maßnahmen, Leitlinien, Siegeln und Zertifikaten. Im aktuellen Beitrag unserer Serie „Nachhaltige Wohnräume“ bringen wir etwas Licht ins Dunkel des nachhaltigen Bauens. Sie bekommen einen Überblick über relevante Themenfelder und erfahren, dass Sie bereits vor Baubeginn den gesamten Lebenszyklus Ihres Hauses im Blick behalten sollten.

Was bedeutet „nachhaltig bauen“?

Wer nachhaltig bauen möchte, respektiert die drei Säulen der Nachhaltigkeit und setzt alle geeigneten Maßnahmen um, um diesen Prinzipien nachzukommen:

Drei Säulen der Nachhaltigkeit

1. Ökologie

Gebäude sollen ressourcen- und umweltschonend errichtet und betrieben werden. Alle Phasen des neu gebauten Gebäudes stehen im Einklang mit Natur und Mensch. Im besten Fall kann ein Gebäude wiederverwendbar oder abbaubar zurückgebaut werden.

2. Ökonomie

Ein Gebäude muss seinem gesamten Lebenszyklus über – von Bau über Nutzung bis Rückbau – wirtschaftlich sinnvoll betrieben werden. 

3. Soziokulturelles

Diese Säule meint die Nutzer eines Gebäudes, zum Beispiel die Bewohner oder Bauherren. Nachhaltiges Wohnen und Leben fallen unter diesen Punkt. Mit einberechnet wird zudem der Nutzen für die Gemeinschaft / Gesellschaft.

Die drei Säulen gehören seit 2001 zum Leitfaden für Nachhaltiges Bauen des Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat. Dadurch sollen effektive bauliche und architektonische Maßnahmen zur Eindämmung der schnell voranschreitenden Erderwärmung, zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen und zur Vereinbarkeit der Bedürfnisse der heutigen und zukünftigen Generation getroffen werden.

Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen – DGNB e. V. bezieht zusätzlich drei weitere Säulen ein. Zum einen hebt sie in ihrem Bewertungssystem für nachhaltiges Bauen die technische Ausstattung und Funktionsweise eines Gebäudes hervor. Weiterhin spielt der Bauprozess eine wichtige Rolle, wobei vor allem nachhaltige Baumaterialien und regionale Beschaffung gemeint sind. Zum anderen muss zwingend der Standort des Gebäudes in eine nachhaltige Betrachtung einfließen, um umweltrelevante Faktoren zu berücksichtigen.

Nachhaltiges Bauen mit der Stadtplanung

Warum ist nachhaltiges Bauen wichtig?

Unsere fossilen Ressourcen auf der Erde sind endlich. Die Erderwärmung schreitet schnell voran, sensible Ökosysteme werden aufgrund eines nicht-nachhaltigen Wirtschaftens unwiederbringlich zerstört. Nachhaltiges Bauen ist einer von zahlreichen Bausteinen, um den Klimawandel einzudämmen. Wir müssen umdenken, um unseren Planeten für zukünftige Generationen lebenswert und bewohnbar zu hinterlassen.

Unter dem Begriff „Green Buildings“ erobern nachhaltig gebaute Wohnhäuser und Gebäudekomplexe den Markt. Neben klimatischen Verbesserungen, die eine veränderte Architektur und Gebäudenutzung mit sich bringen, werden auch weitere positive Effekte erzielt. Nur einmal als Beispiel:

  • Trotz zunächst höherer Baukosten, sind die Betriebskosten geringer.
  • Die Wohnqualität ist höher. Menschen leben gern in natürlichen Umgebungen.
  • Sie betreiben aktiv Landschaftsschutz. Zusätzlich sorgen Sie für ein grünes und lebendiges Stadtbild.
Grünes Stadtbild
Nachhaltige Städte

Mit diesen Materialien bauen Sie nachhaltig

Die Wahl der Materialien und Baustoffe, gehört zu den wichtigsten Fragen beim Nachhaltigen Bauen. Dabei muss geklärt werden, welche Ökobilanz, von Herstellung über Transport bis zur späteren Entsorgung, entsteht. Zusätzlich sollten die Materialien schadstofffrei sein.

Informieren Sie sich umfassend, ob die Baumaterialien…

  • recycelt, recyclebar oder reparierbar…
  • regional angebaut und hergestellt…
  • und nachwachsend sind.

Natürlich müssen die Naturbaustoffe auch hervorragende Baueigenschaften verfügen. Dabei lohnt sich ein Blick zurück in die Vergangenheit, welche Materialien verwendet wurden, bevor Beton und Stahlbeton den Bau-Boom auslösten.

Die Naturfasern von Schilf, Zellulose, Jute oder Hanf sind ideale Dämmstoffe. Sie fördern nicht nur ein energieeffizientes Heizen, sondern sorgen für ein angenehmes Raumklima und vermeiden Schimmelbildung.  

Zu den wichtigsten und beliebtesten Naturbaustoffen zählen Holz, Lehm und Granit. Im Dachbau kommen Holzschindeln, Schiefer und Reet zum Einsatz.

Nachhaltige Rohstoffe
Schieferdach

Einen verlässlichen Anhaltspunkt, ob Materialien wirklich nachhaltig und erneuerbar sind, bieten Öko-Siegel wie „ÖkoPlus“ oder „natureplus“. Doch nicht jedes Produkt, auf dem „Öko“ steht, ist es auch. Sofern es Ihnen möglich ist, sollten Sie versuchen, den Primär-Energie-Inhalt (PEI) eines Naturbaustoffes zu ermitteln. Dieses Bewertungssystem ordnet die Öko-Bilanz des Stoffes von Abbau / Herstellung bis zur Lieferung an der Baustelle ein.

Nachhaltig bauen mit Holz

Experten sind sich einig: Holz ist der Baustoff der Zukunft. Er bindet CO2, wächst nach, ist abbaubar und weist im Laufe seines Lebens eine neutrale Ökobilanz auf. Wenn es um Nachhaltigkeit in der Bau- und Handwerksbranche geht, ist „Holz“ nicht weit. Das kommt nicht von ungefähr!

Erstmals tauchte der Begriff „Nachhaltigkeit“ in der Forstwirtschaft des 18. Jahrhunderts auf. Der Wald wurde als dauerhafter Rohstofflieferant gesehen, den es zu schützen und zu pflegen gilt. Entnommenes Holz sollte mindestens mit der gleichen Menge kompensiert, wenn nicht sogar aufgeforstet werden.   

Nachhaltig Bauen mit Holz
Innenausbau Wohnzimmer
Nachhaltig bauen im Innenausbau

Geschätzt wird Holz sowohl im Innen- als auch Außenbau. Neben einer natürlichen Optik vermittelt Holz ein gemütliches, warmes und geborgenes Gefühl. Gerade in unserer schnelllebigen modernen Zeit, suchen viele Menschen wieder die Verbindung zur Natur, um so einen Rückzugsort zu schaffen.

Darüber hinaus ist Holz ein vergleichsweise leichter Baustoff, der robust und langlebig ist. Alterungsmerkmale werden als positiv wahrgenommen, sie erzählen eine Geschichte. Nicht zu unterschätzen sind die überaus effizienten Dämmeigenschaften: Da Holz eine schlechte Wärmeleitfähigkeit aufweist, dämmen selbst Hauswände mit geringer Dicke energiesparend und effizient.

Tipp: Schauen Sie doch mal nach Kanada, in die Alpen oder vor allem nach Skandinavien. Dort bauen die Menschen schon seit jeher nachhaltig – mit Holz!

Ankleidezimmer Holz
Kleiderschrank aus Holz

Fertighäuser aus Holz – der nachhaltigste Haustyp?

Modulare Fertighäuser aus Holz zählen zu den beliebtesten förderfähigen Effizienzhäusern in Deutschland. Das liegt daran, weil die vorgefertigten Bauelemente in der Herstellung wesentlich weniger Energie verbrauchen als individuelle Bauteile. Die Planung geht im Vergleich zum konventionellen Hausbau schnell und ist leichter kalkulierbar.

Die Qualitätsgemeinschaft Deutscher Fertigbau ist ein sich der Nachhaltigkeit verpflichtender Interessenverband von Bauunternehmern. Sie unterstützen eine flächensparende Bauweise, um einer Flächenversiegelung entgegenzuwirken. Holz, zumeist Fichte, wird aus regionalen Forsten und vorzugsweise von ansässigen Zulieferern bezogen. Die Entsorgung von Resten und Abfallprodukten geschieht umweltschonend. 

Nett, zu wissen: Für ein Fertighaus aus Holz mit ca. 140 Quadratmetern Wohnfläche fallen durchschnittlich 30 Kubikmeter Holz an. Das entspricht ca. zehn Fichten.

Tipp: Pflegen Sie eine Hausakte, die den gesamten Lebenszyklus Ihres Fertighaus-Eigenheims dokumentiert. Darin sind alle erbrachten Maßnahmen und Leistungen für den nachhaltigen und effizienten Bau und die Instandhaltung gelistet. Vor allem für Dritte wie Banken und Kreditgeber ist die Hausakte ein zwingend erforderliches Werkzeug.

Fazit

Nachhaltiges Bauen erscheint zunächst teurer als konventionelle Bauverfahren. Die zukünftigen Betriebskosten fallen dafür meist wesentlich günstiger aus. Solarpaneele, energieeffiziente Heizsysteme, Smart-Home-Steuerung und natürliche Dämmstoffe minimieren den Energieverbrauch und fördern eine zumindest in Teilen autarke Lebensweise. KfW-Kredite für energieeffizientes Bauen setzen zusätzliche finanzielle Anreize, um das neue Eigenheim nachhaltig zu gestalten.

Ihr schrankwerk-Team