Tiny House: Wohnen auf kleinstem Raum

Minimalistische Wohnkonzepte liegen im Trend. Dazu zählen auch Minihäuser, die sich als Büro, Gästezimmer oder Ferienhaus nutzen lassen. Wir erklären, wie sich der Wunsch nach einem Tiny House umsetzen lässt.

Sie werden auf Rädern transportiert, sind oft nicht größer als 45 m² und können die typischen Einfamilienhäuser ersetzen oder ergänzen: Tiny Houses boomen, auch in Deutschland. Eine Marktstudie des deutschen Verbandes Tiny House unterstreicht diesen Trend. 83 Prozent der befragten Tiny House Hersteller gaben an, dass für Kunden die Reduzierung auf das Wesentliche der Beweggrund für den Kauf eines Tiny Houses ist. 

Tiny House
Tiny House Inneneinrichtung

Was ist ein Tiny House eigentlich?

Beim Tiny House handelt es sich um die kleinste Form eines vollwertigen Wohnhauses mit Wohnbereich, Kochnische, Sanitärbereich, Arbeitsplatz und Bett. Tiny Häuser werden werkseitig hergestellt, bevor sie als Ganzes am gewünschten Ort platziert werden. Sie lassen sich für Strom, Wasser und Abwasser an bestehende Anschlüsse andocken oder funktionieren mit Solarkollektoren oder Bio-Toiletten autark.

Unterschiedliche Tiny House Arten

Tiny House on Wheels

Tiny Häuser auf Rädern sind in der Regel nicht größer als 15 m² und lassen sich ähnlich wie ein Wohnwagen hinter ein Fahrzeug spannen. Das macht sie besonders flexibel. Für die Minihäuser gilt die Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO). Dafür darf das Tiny House höchstens 2,55 Meter breit, 4 Meter hoch und 7 Meter lang sein. Mehr als 3,5 Tonnen Gewicht sind ebenfalls nicht zulässig – Hausrat inklusive.

Tiny House Räder
TinyHouse auf Rädern

Das Minihaus

Klassische Minihäuser sind bis zu 100 m² groß, eignen sich als Gästezimmer oder Büro im Garten oder als Ferienhaus. Sie erinnern am ehesten an typische Häuser im Kleinformat und bieten mehr Platz als das Tiny House auf Rädern. Meistens stehen sie dauerhaft auf einem Grundstück und werden selten nochmal bewegt. Ob sie eine Bodenplatte und Anschlüsse benötigen, hängt vom Modell ab.

Das modulare System

Zahlreiche Hersteller bieten auch modulare Systeme an, aus denen sich individuelle Tiny Häuser konfigurieren lassen. Sie fungieren als vollwertige Minihäuser oder dienen als Anbau am Haus.

Deutsches Baurecht beim Kauf beachten

Das Tiny House unterliegt in Deutschland strengen Regulierungen, die den Wunsch nach Flexibilität einschränken, der sich durch den Besitz eines solchen Minihauses ergibt. Sobald man darin dauerhaft wohnen möchte, benötigt man ein erschlossenes Grundstück und eine Baugenehmigung. Eine Anbindung an das Wasser- und Abwasseranschluss sowie freie Rettungswege sind ebenfalls vorgeschrieben. Problematisch können auch Bebauungspläne sein, die das Tiny House meistens nicht vorsehen. Deswegen entstehen immer häufiger spezielle Tiny-House-Siedlungen. Ein Beispiel dafür ist die Tiny House Village in Dortmund – ein Neubaugebiet mit Platz für 12 Tiny Häuser. Tipp: Vor dem Kauf eines Minihauses beim örtlichen Bauamt nachfragen, ob eine Baugenehmigung möglich ist.

Hausbau Tiny House

Minihäuser dagegen, die eine Wohnwagenzulassung haben, dürfen unbewegt zwei Wochen auf einem Campingplatz stehen. Allerdings sind hier die Bestimmungen der Betreiber zu beachten. Häufig gelten Beschränkungen in Höhe und Breite, die das Tiny Hous überschreitet.

Ein Tiny House kaufen: 6 Beispiele

Ob vollautarke Bauweisen, Holzhäuser als Tiny House oder nachhaltige Bauweisen. Der Markt der Tiny House Hersteller wächst ständig. Und für nahezu jedes Budget, jeden Stil und jede Anforderung findet sich das passende Haus.

1. Aus Pappe und Holz: Das Wikkelhouse

Das stabile und wetterfeste Tiny House des niederländischen Anbieters Wikkelhouse besteht tatsächlich aus Pappe. Insgesamt 24 Schichten hochwertiger Pappe werden in einer großen Maschine um eine Spule gewickelt und dann mit umweltfreundlichem Klebstoff verklebt. Die Verschalung und gemütliche Innenverkleidung bestehen aus Holz. Wie groß das Wikkelhouse werden darf, entscheidet man selbst. Denn die 5 m² großen Module lassen sich beliebig erweitern. Mit nur 500 kg pro Modul benötigt das Minihaus nicht einmal ein Fundament.

Das Basis-Wikkelhaus mit drei Modulen gibt es ab 25.000 Euro. Möblieren kann man nach Lust und Laune.

2. Autarke Kapsel: Die Ecocapsules

Die nur 8 m² kleinen Minihäuser des slowakischen Studios Nice Architects erinnern mit ihrer ungewöhnlichen Optik an einen Science-Fiction-Film. Ein Stahlgerüst und isolierte Glasfasern bilden die Außenhülle. Sie hält dadurch Temperaturen zwischen -15 Grad und +40 Grad stand. Durch die äußere Ummantelung wird sogar Regenwasser aufgefangen und zu Trinkwasser aufbereitet. Und mit Hilfe einer ausfahrbaren Windturbine und Solaranlage versorgt sich das voll eingerichtete Gebäude von selbst.

Das Tiny House bietet Platz für 2 Personen – inklusive WC und Dusche, Schreibtisch, Einbauschränken und Klappbett.

Preis: rund 79.000 Euro

3. Seefracht: Tiny House aus Containern

Die Tiny Häuser von Containerwerk waren früher Seefrachtcontainer. Mit einer Größe von 25,5 m² werden sie vom Hersteller mithilfe eines Dämmverfahrens zu flexiblen Wohneinheiten umgebaut. Ihre Hüllen werden gestrichen oder mit Vorhangsystemen wie Holz verkleidet. Dachbegrünungen, Dachterrassen oder Fotovoltaikanlagen gibt es ebenfalls als fertige Montagesets.

Die kleinsten Einheiten beinhalten Bad, Küchenanschlüsse, Bodenbelag, Grundbeleuchtung, Elektrik sowie ein dezentrales Heizsystem mit Luft oder Luft-Wärmepumpe. Fertige Möblierungen sind möglich, aber kein Muss.

Preis: ab 35.000 Euro

4. Raus in die Natur: Reset House

Urig wird es mit dem Minihaus Reset. Das Tiny Haus mit Pultdach wird aus heimischem Holz gefertigt und besteht aus 95 mm starken Blockbohlen. Die Bodenplatte ist mit Hanfwolle, die Balkendecke mit Handfaser gedämmt. Die Fassade besteht aus unbehandeltem Lärchenholz. Das Dach lässt sich je nach Wunsch als Blech- oder Gründach gestalten.

Dank der Konstruktion auf einer genormten Wechselbrücke ist das Tiny House, das auf Stelzen steht, besonders flexibel. Zum Transportieren fährt der Tieflader unter das Tiny House, schiebt es auf die Ladefläche und fährt es zum nächsten Standort.

Preis: auf Anfrage

Landschaft Tiny House

5. Modulare Boxen: Flying Spaces

Die Wohnmodule des Fertighausherstellers SchwörerHaus lassen sich als separates Tiny House nutzen oder dienen als Anbau zum Haupthaus. Die kleinen Häuser sind rund 50 m² groß und damit für Singles oder Paare geeignet. Sie bieten bis zu zwei Schlafplätze, Badezimmer und WC sowie einen Wohnbereich mit Küchennische. Eine Bodenplatte ist nicht nötig. Wie Flying Spaces aussehen, können Sie live in einem der Musterparks des Herstellers erleben.

Preis: ab 50.000 Euro


6. Freiheit und Flexibilität: Cabin One

Die Minimalhäuser von Cabin One sind modulare Einheiten, die sich für verschiedene Projekte eigenen: als Eigenheim, Zweitwohnsitz oder Ferienchalet. Die Minimalhäuser sind leicht zu transportieren, einfach aufzustellen und lassen sich unkompliziert an vorhandene Infrastrukturen anpassen. So kann Wohnfläche sinnvoll verdichtet werden und außergewöhnliche Orte als Wohnfläche genutzt werden. Bei der Auswahl des Cabin One kann man zwischen unterschiedlichen Grundrissen und Ausstattungspaketen wählen.

Preis ab: 88.500€

Tiny House CabinOne

Tipp: Sie interessieren sich für Minihäuser, möchten aber gerne wissen, wie es sich anfühlt, so zu leben? Wer zur Probe wohnen will, findet beim deutschen Tiny House Verband zahlreiche Angebote.

Tipps für die Inneneinrichtung eines Tiny Houses

Häufig werden Tiny Häuser in Serie produziert – passendes Basismobiliar inklusive. Andere Hersteller bieten Minihäuser an, die man selbst einrichten kann. Beim Einrichten geht es darum, den vorhandenen Platz so klug wie möglich zu nutzen.

Die wichtigsten Tipps für kleinste Flächen:

  • Stil und Farbkonzepte sollten einheitlich sein. Moodboards helfen bei der Planung.
  • Helle Wände und Böden vergrößern den Wohnraum optisch.
  • Auch im kleinen Tiny Haus braucht man Leerflächen. Deswegen nicht alles vollstellen.
  • Als Beleuchtung sind Strahler oder Einbauspots ideal. Auf Pendelleuchten oder breite Deckenlampen besser verzichten.
  • Schlafzimmer nach Möglichkeit als Loft auf zweiter Ebene einplanen. Ansonsten ein Schlafsofa nutzen.
  • Maßgefertigte Einbauschränke sind ideal, um kleine Nischen auszufüllen.
  • Multifunktionsmöbel sind besser als Einzelstücke.
  • Unter dem Sofa darf sich Stauraum befinden.
  • Arbeitstische, die sich an die Wand klappen lassen, nehmen wenig Platz weg.
  • Stauraum unter der Treppe nutzen.
  • Klapptisch und Klappstühle sind besser als dauerhafte Tische und Stühle.
  • Auf Nachttische verzichten.

Tipp: Schöne Ideen für Minihäuser finden sich auch auf Instagram. Lassen Sie sich davon inspirieren.

Leben im Tiny House hört sich nach einem wahren Abenteuer an, oder? Dann stöbern Sie doch direkt einmal nach einem schönen Tiny House zum Probewohnen.

Viel Spaß wünscht

Ihr schrankwerk Team


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